Wolfgang Welsch
Appeared in: Statt von den Gefahren der Medienwelten (wo ich eher zu einer Kritik der Kritik neige) will ich von der Faszination der Medienwelten sprechen: von Hypergeschwindigkeit, Leichtigkeit des Seins, Globalität und Interaktivität. Mehr noch aber möchte ich von den Rückwirkungen der elektronischen Welten auf unsere Alltagserfahrung sprechen. Zunächst natürlich von der aktuellen Virtualisierung des Wirklichen. Dann aber insbesondere von der Neubewertung nicht-medialer Erfahrungsformen, wie sie heute komplementär zum Vordringen der elektronischen Medien zu beobachten ist. Die Erfahrung der elektronischen Paradiese wertet im Kontrast zugleich ältere Erfahrungsformen auf. Diese konzentrieren sich um Stichworte wie `Materie', `Körper', `Individualität' oder `Einmaligkeit'. Wo Hypergeschwindigkeit, Transformierbarkeit und Künstlichkeit kein Traum mehr sind, sondern verwirklichbar wurden, da sind Trägheit, Konstanz und Eigenheit nicht mehr antiquiert, sondern werden aufs neue spannend. Und wertvoll. Dieser Doppelfigur der Gegenwart sollte man sich stellen und sie weder medien-euphorisch noch leib-fanatisch auf nur einen Pol verkürzen. Als heutiger Mensch sollte man sich in beiden Arten von Welten kompetent und lustvoll bewegen können: sowohl in den elektronischen Welten als auch in älteren oder natürlicheren oder erst noch zu entwickelnden Welten. - Auch die Pädagogik sollte nicht einäugig, sondern zweiäugig diagnostizieren und verfahren. |
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